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Das jugendliche Gehirn und seine Sehnsüchte

Das jugendliche Gehirn und seine Sehnsüchte

Am Dienstag, 14.05.2024, referierte Dr. Christoph Gerth, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Abteilung Allgemeinpsychiatrie 1 und 2 der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, in der sehr gut besuchten Aula des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums  über die negativen Einflüsse von Nikotin, Alkohol und Cannabis auf das Gehirn junger Menschen in der Zeit der Pubertät. Komplexe Sachverhalte wurden dabei für das das medizinisch-biologisch ungeschulte Publikum allgemeinverständlich und unterhaltsam dargelegt. Gemäß seinem Motto „Ich liefere Ihnen die Fakten, aber entscheiden müssen Sie selbst“ nahm Dr. Gerth die zahlreichen jungen Zuhörerinnen und Zuhörer selbst in die Verantwortung.

„[…] Eine sinnvolle Prävention sollte die in einschlägigen Foren im Internet und teilweise leider auch in der Tagespresse kursierenden Mythen über alle möglichen Substanzen mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen abgleichen […]“ – dies gewährleistete Dr. Gerth in seinem Vortrag mithilfe aktueller Studien in Bezug auf Cannabis, aber auch auf Alkohol und Nikotin, denn da seien die Daten ähnlich alarmierend. Er begann mit einem Überblick über die Hirnentwicklung und deren Vulnerabilität in der Pubertät und berichtete dann über die Auswirkungen der drei genannten Substanzen auf das jugendliche Gehirn anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse. Alle psychischen Erkrankungen seien zunächst einmal Erkrankungen des Gehirns, so Dr. Gerth. Das menschliche Gehirn entwickle sich im Laufe der Kindheit zunächst kontinuierlich bis in das sechste Lebensjahr, worauf etwa vier Jahre Stillstand erfolgten. Doch mit dem Beginn der Pubertät erfolge eine zweite Entwicklungsphase, in der das kindliche Gehirn auf erwachsen „umgestellt“ werde, quasi eine Optimierung der neuralen Netzwerke. Dieser Prozess sei nicht mit der Volljährigkeit abgeschlossen, sondern laufe bei Frauen bis zum 24. und bei Männern bis zum 26. Lebensjahr. Während dieser ganzen Entwicklungs- und Optimierungszeit sei das menschliche Gehirn besonders anfällig für die schädlichen Einflüsse von Nikotin, Alkohol, Cannabis und sonstigen Drogen. Die Folgen seien oft irreparable Psychosen, Depressionen oder ähnliche Krankheitsbilder – in dieser Phase angerichtete Schäden blieben häufig bis zum Lebensende erhalten.

Entscheidend für die Entstehung einer Sucht nach Rauschmitteln sei das „Belohnungssystem“ des Gehirns. Angefangen von Nikotin über Cannabis bis hin zu härteren Drogen sei der Reiz dieser Stoffe das Triggern jener Bereiche des Gehirns, die das Gefühl von Glück, Befriedigung und Behaglichkeit beeinflussen. Doch dabei sei der gleichzeitig angerichtete Schaden sowohl psychischer als auch physischer Natur weitaus größer – wenn auch leider oft erst im Nachhinein realisiert. Um die eigene psychische Gesundheit positiv zu beeinflussen, gab Dr. Gerth zum Schluss noch eine Reihe von Strategien dem Publikum in die Hand, die über den Verzicht auf Rauschmittel noch hinausgehen. Eine ausgewogene Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf seien dabei ebenso wichtig wie das Pflegen sozialer Kontakte. In Kombination könnten diese Punkte zusätzlich zu seinem Stressabbau führen und eine gesunde Work-Life-Balance ermöglichen.

Nach diesem ebenso informativen und eindrücklichen wie auch humorvollen und unterhaltsamen Vortrag beantwortete Dr. Christoph Gerth noch Fragen des interessierten Publikums. Für die Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrkräfte war dies eine gewinnbringende Präventionsveranstaltung, die sicherlich nicht zum letzten Mal am KFG stattgefunden hat.

Herzlichen Dank an den Arbeitskreis Prävention für die Organisation der Veranstaltung und insbesondere an Frau Khan für die sehr gelungene Moderation. 

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