Suche
Close this search box.

Judith N. Levi zu Gast am KFG

Judith N. Levi zu Gast am KFG

Prof. Dr. Frau Judith N. Levi besuchte unsere Schule und hielt einen Vortrag zu ihrem Buch Reise der Versöhnung. Eine Jüdin entdeckt ein verändertes Deutschland. Im Rahmen einer großen Lesereise konnten wir sie am 10. März 2017 in der Schulbibliothek des KFG begrüßen. Seit vielen Jahren engagiert sich die emeritierte Professorin für Sprachwissenschaften in Erinnerungs- und Versöhnungsprojekten zur Vertreibung und Verfolgung Deutscher jüdischen Glaubens während der NS-Zeit.

In ihrem Vortrag richtete sie den Blick auf den engsten Kreis ihrer Familie, der bis 1939 gezielter Ausgrenzung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt war, Deutschland noch verlassen konnte und eine neue Heimat in den Vereinigten Staaten (New York) fand. Die Schülerinnen und Schüler der JS 9 und Oberstufe gewannen so einen sehr persönlichen Einblick in die Politik und Geschehnisse der 1930er Jahre, wie die Nazis zunehmend Menschen drangsalierten und ausgrenzten, bevor Tausende vertrieben und schließlich Millionen Menschen ermordet wurden.

Anhand von Frau Levis Ausführungen, zahlreichen Dokumenten und privaten Fotos wurde die Verfolgung der Juden in Nazideutschland sehr persönlich und ergreifend gezeigt, was Betroffenheit und Nachdenklichkeit, aber auch großes Interesse bei den Zuhörern weckte.

Aber darum allein geht es der Autorin nicht, denn der Titel ihres Buches lautet Reise der Versöhnung und besonders dies möchte sie ihren Zuhöreren deutlich machen. Denn trotz des Leids, das ihre Familie durch Verfolgung und Vertreibung erfuhr und dessen Folgen sie als junge Frau in ihrem neuen Zuhause zu spüren bekam – auch in ihrer Familie kamen Verwandte in den NS-Lagern ums Leben –, will sie heute einen Beitrag zum Dialog und zur Versöhnung leisten.

Sehr offen bekannte sie in ihrem Vortrag, dass ihre tiefe Geringschätzung der Deutschen in jungen Lebensjahren für sie moralisch unanfechtbar gewesen sei, die Deutschen all das Leid, was ihnen selbst im Zweiten Weltkrieg widerfahren war, verdient gehabt und sie sowie ihre Eltern nichts mit ihnen zu tun gehabt hätten. Der Wandel dieser Vorurteile, dieser tiefen Abneigung hin zu einer offenen, zugewandten und durchweg positiven Einstellung wurde in den Gesprächen mit unseren Schülerinnen und Schülern sehr deutlich. Frau Levi bekannte, dass ihre tiefe Freundschaft zu vielen Deutschen und der Beitrag, den Menschen hier zur Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungsarbeit geleistet hätten und weiterhin leisteten, sie ansporne, immer wieder nach Deutschland zurückzukehren.

Marc Hieger

Nach oben scrollen