In der vergangenen Woche sah der Deutschunterricht der fünften Klassen einmal anders aus als sonst: Denn die Kinderbuchautorin Maja Ilisch war in der Aula des KFG zu Besuch, um aus ihrem preisgekrönten Buch „Unten“ vorzulesen. Mit großer Freude nahmen die Schülerinnen und Schüler die Chance wahr, um aus dem Schulalltag zu fliehen und in die Fantasiewelt eines Hochhauses einzutauchen, dass mehr als nur ein Geheimnis birgt, denn genau darum geht es im Werk der Autorin.
Die Welt des Mädchens Nevo beschränkt sich auf den Wohnblock Zinnoberrot, Stock vier. Hier lebt sie mit ihrer Mutter und spielt mit ihrer besten Freundin Juma. Die Lautsprecheransagen der Hausverwaltung bremsen dabei jeden Spaß: kein Fangenspielen, kein Herumlungern in den Fluren und am besten keine Fragen stellen. Eins ist klar: Im Gebäude will man nach oben, darf es aber nicht. Und niemand würde die Treppe nach unten nehmen, weil dort keiner leben will… und einen Weg zurück gibt es nicht. Als aber ihre Freundin Juma in den Wäscheschacht fällt, alle Erwachsenen so tun, als hätte es sie nie gegeben, und sie auch noch einfach durch ein anderes Mädchen ersetzt wird, braucht Nevo endlich Antworten auf ihre Fragen. Es hilft nichts: Sie muss den Weg nach unten antreten, ihre Freundin retten und anfangen, das alles zu verstehen.
Maja Ilisch gelingt es, die Frustration an einer Welt, die sich aufgrund ihrer Regeln dem gesunden Menschenverstand entzieht, greifbar zu machen. Nach der ungefähr 40-minütigen Vorlesung aus zwei Kapiteln des Buches hatten die knapp 200 Schüler der Stufe 5 noch reichlich Zeit, der Autorin Fragen bezüglich ihres Werkes „Unten“ zu stellen; doch auch Fragen zu ihrer Biografie und ihrem Werdegang als Autorin interessierten die Zuhörer. So erfuhren die neugierigen Schüler, dass Ilisch einst als Bibliothekarin und Buchhändlerin tätig war, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihr eigentlicher Traumberuf als Kind sei jedoch ein Dasein als Seeräuber gewesen, was für Staunen in der Aula sorgte. Ihr Bekenntnis, eine leidenschaftliche „Gamerin“ zu sein, ließ sie für die Schüler noch sympathischer erscheinen, da Videospiele im Zeitalter der Digitalisierung für die Kinder einfach dazugehören. Doch auch im Berufsleben greift die Autorin auf die digitale Variante zurück. „Ach, mein letztes Buch per Hand habe ich vor 20 Jahren geschrieben,“ gab sie lachend zu. „Danach habe ich noch die Schreibmaschine benutzt, aber heutzutage muss der Computer her, sonst kriegt der Verlag ja die Krise!“
Gegen Ende der erfolgreichen Veranstaltung durften sich die Schülerinnen und Schüler noch eine eigene Widmung mit Autogramm für ihr eigenes „Unten“-Exemplar ergattern und anschließend ging es zurück in den Unterricht.
Hier einige Eindrücke von der Lesung (zur Vergrößerung bitte das jeweilige Bild anklicken):