Konzertlesung „In Auschwitz gab es keine Vögel”

Konzertlesung „In Auschwitz gab es keine Vögel”

Am 27. Januar 2025 jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Auschwitz-Birkenau, ein weitläufiger Komplex aus Konzentrations- und Vernichtungslagern, wurde zum Symbol für die unermesslichen Verbrechen des Nationalsozialismus. Etwa 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen, darunter circa 90 % Juden, fanden hier den Tod. Seit 1996 wird dieser Tag in Deutschland als offizieller Gedenktag begangen, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und zugleich eindringliche zu mahnen, dass sich eine derartige Tragödie nie wieder wiederholen darf.

Aus diesem Anlass lud die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus e.V. zu einer bewegenden Gedenkveranstaltung in die Englische Kirche nach Bad Homburg ein. Die Geschichtsleistungskurse der E1 (Herr Ludwig), Q1 (Herr Palchik) und Q3 (Herr Beek) des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums nahmen gemeinsam mit zahlreichen weiteren Gästen teil, sodass der Kirchenraum vollständig gefüllt wurde. Die Begrüßung erfolgte durch die ehemalige Schulleiterin des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums, Frau Heike Zinke, den Stadtrat Stadt Bad Homburg, Tobias Ottaviani, sowie einen jüdischen Oberst der Bundeswehr, Dr. Gideon Römer. Letzterer präsentierte im Kirchenraum beeindruckende Gemälde, die sich mit der Frage nach dem Wesen des “Bösen” auseinandersetzen.

Der zentrale Teil der Veranstaltung wurde durch die eindrucksvolle Konzertlesung der Schauspielerin Anna Staab und des renommierten Kontrabassisten Gregor Praml geprägt. Staab las Passagen aus dem Roman “Der Schrecken verliert sich vor Ort” von Monika Held, der die Geschichte von Hermann Reineck erzählt. Reineck überlebte Auschwitz 792 Tage lang und kämpfte später dafür, das Erlebte weiterzugeben – gegen die Grenzen der Vorstellungskraft und das Vergessen.

Musikalisch untermalt wurde die Lesung von Gregor Praml, der mit seinem Kontrabass eine eindrucksvolle Klangwelt erschuf. Durch den Einsatz von Effektgeräten und einer Loopstation verwandelte er sein Instrument in eine Quelle eindringlicher Klänge, die mal düster, mal verstörend und dann wieder tröstlich anmuteten. Ergänzt wurde die Darbietung durch Originalzitate Hermann Reinecks sowie historische Tonaufnahmen, in denen er über seine Zeit in Auschwitz und seine Aussagen sowie Beobachtungen im Frankfurter Auschwitzprozess der 1960er Jahre berichtete.

Besonders eindringlich blieb den Zuhörern eine Beobachtung Reinecks in Erinnerung, die die Unmenschlichkeit und Absurdität von Auschwitz, eines Ortes der Beklemmung und Massenvernichtung, in wenigen Worten damit veranschaulichte, dass sich selbst die Natur diesem Schrecken entzog, denn – so seine Erinnerung: „In Auschwitz gab es keine Vögel.”

Cedric Blumenthal (Q1BGE1)

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