„Polyglott ist ganz schön flott“. Salome Bendrick (Q3) berichtet von der Endrunde im Bundeswettbewerb Fremdsprachen.

„Polyglott ist ganz schön flott“. Salome Bendrick (Q3) berichtet von der Endrunde im Bundeswettbewerb Fremdsprachen.

Beim finalen Durchgang des Bundeswettbewerb Fremdsprachen der Stiftung Bildung und Begabung in Mannheim vom 14.09. – 17.09.2018 hat Salome Bendrick einen großartigen 4. Platz belegt. Wir haben sie gebeten, in einem eigenen Beitrag die Vorgeschichte und die Endrunde zu schildern – in der Hoffnung, dass sie viele Nachahmer findet.

 

Angefangen hat alles ganz einfach: Ich entschied mich für zwei Fremdsprachen, Latein als erste, Englisch als zweite Wettbewerbssprache und meldete mich online für den Wettbewerb Solo Plus an, wie einige andere tausend Schüler aus ganz Deutschland auch.

Meine Arbeitsanweisung sah ich im Internet ein und so hatte ich mit viel Begeisterung an der ersten Runde im Oktober 2017 teilgenommen. Das Thema war für Latein eine Videopräsentation zu „Pygmalion und seine Schöpfung“. In meiner zweiten Wettbewerbssprache erstellte ich auf Englisch eine Audiodatei mit Erklärungen zu meinem Video. Was freute ich mich, als im November die E-Mail kam, ich hätte mich mit dieser Leistung für die zweite Runde qualifiziert.

Sodann – und jetzt erführ erstmals das KFG und meine Lehrer von meiner Teilnahme – fand im Januar 2018 die zweite Auswahlrunde statt. Dazu musste ich, beaufsichtigt von einem unserer Lehrer, eine Klausur in Latein und Englisch geschrieben.

In den Osterferien 2018 war es dann so weit, ich bekam erneut Post und hatte mich – zu meiner eigenen Überraschung – mit weiteren 45 Schülern aus ganz Deutschland für die Endrunde qualifiziert. Ich wurde für vier Tage im September 2018 nach Mannheim eingeladen. In diesen vier Tagen fanden Einzel- und Gruppengespräche statt – für jeden in seinen gewählten Sprachen. Von Latein, Altgriechisch über Englisch, Italienisch bis hin zu Polnisch, Russisch und Chinesisch war weit mehr vertreten, als der Lehrplan unserer Schule vorsieht. In diesen vier Tagen des Endausscheides stand vor allem die Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern im Vordergrund, was mir gut gefallen hat. Schon am Ankunftstag, dem Freitag, wurden wir nach der Informationsveranstaltung in der Jugendherberge in Vierergruppen eingeteilt um ein Video zum Thema „Mannheim zum Quadrat“ vorzubereiten. Dazu sollte jeder mit einer seiner Wettbewerbssprachen etwas beitragen. Das war spannend: Wir haben uns entscheiden, einen Film über die Geschichte Mannheims zu drehen. Dabei haben wir in verschiedenen Rollen auf unserer Sprache etwas zu „unserer“ Zeit in Mannheim erzählt, so habe ich z.B. als Römerin verkleidet auf Latein etwas über die antiken Ausgrabungen um die spätere Stadt erzählt. Das Projekt sollte bis Sonntagnachmittag zur Präsentation fertig sein und deshalb sind wir in jeder freien Minute durch die Stadt gelaufen, um einen möglichst authentischen Hintergrund für die Aufnahmen zu finden.

Viel Freizeit hatten wir aber gar nicht, denn es standen ja auch noch die weiteren Prüfungen in unseren Wettbewerbssprachen an. Am Samstagnachmittag hatte ich meine Prüfung in meiner ersten Sprache, Latein, dann in meiner zweiten, Englisch, und zuletzt in meiner dritten, Französisch, denn in der Finalrunde hatte man die Möglichkeit, neben den zwei Sprachen aus der ersten und zweiten Runde, mit bis zu zwei weiteren Sprachen teilzunehmen.

Für Latein hatte ich 30 Minuten Vorbereitungszeit, zwei Texte zu übersetzen, das war einmal eine Fabel von Phaedrus und ein Text von Tacitus. In der anschließenden mündlichen Prüfung mit zwei Juroren, die zwanzig Minuten dauerte, sollte ich den Inhalt der beiden Texte zusammenfassen, sie historisch in Zusammenhang bringen und mich zu dem sprachlichen und stilistischen Aufbau äußern. Das hat mir viel Spaß gemacht, denn es war weniger eine einseitige Abfrage als ein Gespräch mit den Juroren und die Themen waren den Themen, die wir im Lateinunterricht behandelt hatten, gar nicht so unähnlich…

Gleich danach ging es mit Englisch weiter, allerdings ganz ohne Vorbereitungszeit. Die diesmal viertelstündige Prüfung war erneut mündlich mit zwei Juroren, die Themen der „American Dream“ in Verbindung mit dem Umgang Amerikas mit Flüchtlingen. Ähnlich wie bei Latein war es auch hier eher eine Unterhaltung (auf Englisch) über Themen, die auch außerhalb des Wettbewerbs von Bedeutung sind.

Meine Prüfung in Französisch war nur, wie in jeder dritten Wettbewerbssprache, zehn Minuten lang. Im Gespräch mit den beiden Juroren stand das Verhältnis von Frankreich mit dem Islam im Vordergrund. Da ich Französisch erst seit der achten Klasse lerne, fiel mir die Unterhaltung nicht ganz so leicht wie in Latein und Englisch, das Thema allerdings fand ich sehr interessant.

Ohne Pause ging es weiter in die Vorbereitung fürs Rundengespräch. Im Rundengespräch sollten wir uns zu viert vor 20 Juroren über ein vorgegebenes Thema unterhalten, in meinem Fall: „Sind Traditionen wichtiger als Visionen?“ Die Teilnehmer des Rundengespräches traten nicht zwangsläufig mit den gleichen Sprachen an, wichtig war nur, dass immer mind. zwei dieselbe Sprache beherrschen. So war ich in einer englisch-, französisch-, latein-, italienisch- und spanischsprachigen Runde. Das war eine wirklich einmalige Erfahrung: Wenn einer nicht verstanden hatte, was gesagt worden war, wurde es in eine ihm bekannte Sprache übersetzt; mitten im Satz wurden die Sprachen gewechselt, um möglichst viele vorzuführen. Wichtig war neben dem korrekten Gebrauch der Sprache auch die soziale Interaktion mit den anderen Teilnehmern, nicht alleine sollten die eigenen Fähigkeiten bewiesen werden, sondern indem alle in die Diskussion eingebunden wurden.

Am Samstagabend hatten wir noch die Möglichkeit, kostenlos am TOEFL-Test teilzunehmen. Müde, wie wir waren, war das jetzt keine allzu leichte Aufgabe mehr, dennoch haben wir natürlich gerne die Gelegenheit genutzt, ein Sprachzertifikat für Englisch zu erwerben.

Am Sonntag hatte ich keine Prüfungen mehr, sondern habe nur noch an unserer Videopräsentation gearbeitet: Für jede Fremdsprache haben wir noch englische Untertitel geschrieben. Was ich dabei aber lange nicht vergessen werde, ist, wie ich, des Chinesischen unkundig, versucht habe, die passenden Untertitel für das Chinesisch in dem Video zu schreiben. Die Teilnehmerin, die den chinesischen Part gesprochen hatte, hatte ihn mir auf Englisch übersetzt und war dann in ihre Prüfungen gegangen. Dabei hatten wir aber vergessen, dass es nicht klar sein würde, wann sie welchen Satz auf Chinesisch sagt und wann ich dann dazu passend welchen Satz auf Englisch einfügen sollte.

Die Präsentation der Videoprojekte wurde ein Highlight meines Wochenendes in Mannheim, ganz unterschiedlich war an die Aufgabenstellung herangegangen worden und unglaublich viele fremde Sprachen wurden gesprochen.

Am Sonntagabend wurden wir dann alle, Teilnehmer wie Juroren, noch ins Restaurant eingeladen. Das war besonders schön, da wir noch ein letztes Mal alle zusammen etwas unternehmen konnten.

Am nächsten Morgen fand dann die Preisverleihung im Museum Zeughaus in Mannheim statt, bei der mir die Urkunde für den vierten Platz samt einem Geldpreis überreicht wurde. Dankbar und erschöpft nach den wunderbaren, aber auch anstrengenden Tagen mit so vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken, habe ich die Ehrung entgegengenommen.

Wenn ich auch nicht den ersten Platz gemacht habe und nicht (das war der Hauptpreis) in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen wurde: die Teilnahme am Bundeswettbewerb für Fremdsprachen hat mir unglaublich viel Freude gemacht: Nicht nur die Themen der einzelnen Runden waren interessant und oft auch herausfordernd, sondern der Wettbewerb hat auch richtig Lust auf neue Sprachen gemacht, so werde ich die Zeit nach dem Abi nutzen, um Italienisch lernen. Dass besonders die Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern im Vordergrund stand, hat die ganze Atmosphäre der Veranstaltung, die ja ein Wettbewerb war, entspannt. Und zu guter Letzt habe ich viele Bekanntschaften mit Leuten gemacht, die genauso an Sprache interessiert sind wie ich. Auch wenn der Wettbewerb jetzt vorüber ist, hoffe ich, dass wir noch alle lange in Kontakt bleiben werden. Jedem, der sich für Fremdsprachen interessiert, kann ich nur empfehlen, ebenfalls an dem Wettbewerb teilzunehmen.

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