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Neun neue Stolpersteine für Familie Sommer in Bad Homburg

Neun neue Stolpersteine für Familie Sommer in Bad Homburg

Eine ruhige und bedrückende Atmosphäre erwartet die Schülerinnen und Schüler der E-Phase und Ihre Lehrerin Anne-Marie Holstein am Dienstagmorgen vor der ehemaligen Synagoge in der Elisabethenstraße. Sie stehen mit weiteren Bad Homburger Schülerinnen und Schülern auf dem heutigen Spielplatz der VHS und lauschen den Worten von Herrn Juretzek, Herrn Dr. Etzrodt, dem Antisemitismusbeauftragten und Staatssekretär Uwe Becker sowie dem Bad Homburger Rabbiner Rabinovych. Sergio Kranz spielt die Musik aus dem Film „Schindlers Liste“ und ein Moment der Andacht erfolgt. 

„Stellt euch vor, die Kinder der Familie Sommer würden jetzt mit euch zur Schule gehen, gemeinsam mit euch lernen und in den Sportvereinen mit euch Fußball spielen. All das können sie nicht, weil man den zunehmenden Nationalismus und den Antisemitismus 1933 einfach hingenommen hat und sich nicht aufgelehnt hat“, gibt Uwe Becker zu bedenken und appelliert an das Wissen und die Courage der Jugend. Die Stolpersteine seien ein Mahnmal, dass sich die deutsche Geschichte niemals wiederholen dürfe, nicht hier, nirgends auf der Welt.

Seit 2016 werden in Bad Homburg Stolpersteine verlegt. Seither sind schon 66 Stolpersteine verlegt worden und es werden immer mehr, weil es die Menschen braucht, die die Historie erforschen und sich mit den Archiven und mit möglichen Nachkommen auseindersetzen, die aber auch in der Initiative selbst mitarbeiten.  Diese Stolpersteine verlegt Gunter Demnig, der bereits seit 1992 in ganz Deutschland Stolpersteine verlegt. Mit den Steinen erinnern die Mitglieder der „Initiative Stolpersteine“, die Stadt und vor allem die Bürger an frühere Einwohner der Kurstadt. Jeder einzelne Stolperstein ist ein Symbol der Erinnerung an einen Menschen, dem Unrecht widerfahren ist, der gedemütigt, seiner Würde, seines Eigentums und seiner Existenz beraubt und oft auch ermordet wurde. Die inzwischen überall in der Stadt verlegten Stolpersteine erinnern an das Schicksal einstiger Bad Homburger, die der Menschenfeindlichkeit und dem Hass der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Dieses Mal verlegte Künstler Gunter Demnig am 10. September neun neue Stolpersteine. Der erste Stein wurde in der Wallstraße 24 vor dem E-Werk verlegt und mit der jiddischen Musik von Sergio Kranz und seiner Violine untermalt. Vier weitere Steine wurden auch in der Obergasse 3 für Emil, Johanna, Kurt und Ernst Sommer, die als Viehhändler-Familie in Theresienstadt ermordet wurden und die u.a. in die USA geflohen sind, von Demnig in den Asphalt eingelassen und einen Stein verlegte man auch in der Haingasse 21 für Isidor Sommer, der ebenfalls Viehhändler war. 

In der Kaiserin-Friedrich-Promenade gedenkt die Menge Karoline, Henriette und Paul Sommer mit 3 Steinen, die unter anderem als Metzgers-Familie in Auschwitz ums Leben kamen oder in das damalige Palästina geflohen sind. Diese Steine vergrößern das weltweit größte Denkmal. Im Vorwort der aktuellen Broschüre schreibt Oberbürgermeister Alexander Hetjes, dass dieses Projekt, eine „immense Bedeutung für unsere Stadt und unsere Gesellschaft“ habe und dass sie „uns mahnen, niemals zu vergessen und aus der Geschichte zu lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten“. 

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