Bei der Planung der Grünfläche neben dem neuen Kulturbau ab der Osterzeit 2024 stellten wir uns als Schulgemeinde die Frage, welche Pflanzen im Schatten des Naturwissenschaftsgebäudes wachsen können und sinnvollerweise wachsen sollten. Heute plant man ja eine Bepflanzung nicht mehr nur nach optischen Überlegungen, sondern berücksichtigt die Nachhaltigkeit. Und was macht eine Schulhofbepflanzung nachhaltig? Es ist nicht nur der Anspruch, dass sie ressourcenschonend, also möglichst pflegeleicht, ist, und ohne große Bewässerung auskommt. Vor allem ihre Verträglichkeit mit der Fauna und ein Nutzen für die Schülerschaft sind bedeutend. Beides ist bei einem Färberpflanzenbeet, wie wir es am KFG neben dem Kulturbau angelegt haben, gewährleistet. Ein Färberpflanzenbeet ist nicht nur eine nachhaltige, optisch ansprechende Bepflanzung für einen Schulhof. Färberpflanzen sind größtenteils heimische Wildpflanzen. Sie bieten also vielen Tierarten Nahrung und ein natürliches Habitat. Tatsächlich wuchsen auch bereits vor unserer Umgestaltung Färberpflanzen wild in dem Beet. Beim Vorbereiten der Fläche haben wir den Rainfarn und die Ackerröte entdeckt.
Färberpflanzen stellen zudem ein vielseitiges didaktisches Angebot dar, weil sie vom Menschen zur praktischen Nutzung kultiviert wurden: Chemie, Biologie, Kunst und Geschichte sind nur einige der Fächer, in denen die Wirkweise, die naturwissenschaftlichen Grundlagen, die praktische Anwendung und die Kulturgeschichte des Färbens untersucht werden können.
Schülerinnen und Schüler könnten im Geschichtsunterricht lernen, dass die Färber-Resede bereits seit der Steinzeit zum Färben von Kleidung verwendet wurde. Im Biologie-Unterricht erfahren sie, dass die Färber-Resede eine sehr geschätzte ergiebige Bienenweide ist …und auch der weniger geschätzten Raupe des Kohlweißlings als Futter dient! Im Chemie-Unterricht untersucht die Klasse, welche chemischen Bestandteile den Farbstoff bilden und in welchem pH-Bereich der Farbstoff zur Geltung kommt. Schließlich malt man im Kunstunterricht mit selbst hergestellten Farben. Die Färber-Resede wäre also ein gutes Beispiel…bloß haben wir diese gerade nicht gepflanzt. Das Beispiel lässt sich aber auch wunderbar auf den Kleinen Odermenning, die Färber-Hundskamille, den Waldmeister, das Tüpfel-Johanniskraut, den Färberwaid, die Färberscharte und den Echten Ziest übertragen, die nun unter anderen neben dem Kulturbau wachsen.
Unser Färberpflanzenbeet ist also eine Synthese aus Naturwissenschaft und Kultur – und damit genau richtig dort, wo es jetzt seinen Platz gefunden hat: zwischen dem Nawi-Trakt und dem neuen Kulturbau.
Vielen Dank an die Beratungsstelle für ökologische Bildung für das Färberpflanzenbeet und an den Hochtaunuskreis für die weitere Bepflanzung neben dem Kulturbau.