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Steine gegen das Vergessen

Steine gegen das Vergessen

In Bad Homburg wurden weitere Stolpersteine in Gedenken an die deportierten Juden im II. Weltkrieg verlegt und die Schülerinnen und Schüler der E-Phase und der Q2 des KFG durften diesem wichtigen Ereignis beiwohnen und damit die Initiative der „Stolpersteine e.V.“ und ihre Arbeit unterstützen.

Im Vorfeld der Verlegung der Stolpersteine am Agnon-Denkmal fand am 2. März in der Aula unserer Schule eine abendliche Veranstaltung statt.

Anbei ein Artikel aus der Taunus Zeitung zur Abendveranstaltung am KFG vom 6.3.2017:

Neben dem Plakat „Steine gegen das Vergessen“ auf der Bühne des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums sitzt in enger Reihe eine Runde, deren Geisteshaltung Anlass zur Hoffnung gibt: Schüler und die Nachfahren von Holocaust-Opfern. Die Oberstufler stellen Fragen, die Angehörigen erzählen. Nichts scheint sie, die am Vorabend der Verlegung weiterer Stolpersteine zu einem Festakt zusammengekommen sind, trennen zu können. Es herrschen Vertrauen und Sympathie. Die vom Orchesterleiter Lars Keitel ausgewählten Musikstücke geben Zeit zur Besinnung; die jungen Musiker spielen mit großen Ernsthaftigkeit.

An diesem Donnerstag hatte Schulleiterin Heike Zinke zunächst ihre Schüler begrüßen. „Die Veranstaltung ist für euch“, sagt sie, „ihr seid die Zeugen der Zeitzeugen. Jetzt liegt es in eurer Hand, derer zu gedenken, die aus unserer Stadt vertrieben wurden und in Konzentrationslagern umkamen.“ 72 Jahre Frieden seien keine Selbstverständlichkeit; die Jungen müssten die Demokratie gegen alle Widrigkeit bewahren. „Die Stolpersteine sind ein klares Nein gegen das Vergessen. Dank dieser Stolpersteine, die vor unserer Haustür liegen, sind die ehemaligen Mitbürger so integriert, dass niemand mehr an ihnen vorbeikommt.“

Wolfram Juretzek, der mit Imrich Donath von der jüdischen Gemeinde im Jahr 2014 die „Initiative Stolpersteine“ in Bad Homburg gegründet hatte, schilderte den Gedanken Gunter Demnigs, der die zehn mal zehn Zentimeter großen Messingwürfel seit Jahren verlegt. Sie tragen den Namen der Verfolgten, Geburts- und Sterbejahr, soweit bekannt den Ort und werden vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnsitz im Pflaster installiert. 15000 dieser Gedenksteine, die als größtes Flächendenkmal für ermordete Juden gelten, hat Demnig in Deutschland und 17 weiteren Ländern verlegt.

 

Bürgermeister Karl Heinz Krug (SPD) begrüßte die im Namen der Stadt geladenen Nachfahren derer, für die am Freitag Stolpersteine verlegt wurden. Madeleine Gerrish ist für die Familie Rothschild aus Kalifornien gekommen. Sie sagt: „Mein Onkel Eduard Rothschild war Schüler hier. Ich gehe auf den Straßen, die er beschritten hat. das ist sehr bewegend.“ Rabbi Shimon Herz aus Israel, dessen Großvater Rabbiner der hiesigen jüdischen Gemeinde war, berichtet: „Bad Homburg ist my blood. Mein Vater gab mir Aufzeichnungen, die 30 Jahre in der Schublade gelegen hatten.“ Die Brüder Klaus und Lutz Neumeier, deren Großvater Ludwig 1939 nach Holland geflohen war und nach Theresienstadt deportiert wurde, wo er 1944 umkam, berichteten, dass über sein Schicksal in der Familie Sprachlosigkeit herrschte. Erst als sie etwa 13 Jahre als waren, kam wie durch Zufall die Sprache darauf.

Die KFG-Lehrerin Anne Holstein hatte ihre Schüler gut vorbereitet. Felix Hanau und Jeremy Miller haben eine Stolperstein-App mit Informationen zum Schicksal der ehemaligen Mitbürger eingerichtet. Einfühlsam fragten die Schüler ihre Gäste nach ihrer Geschichte, ihrem Leben und ihren Eindrücken. Die wichtigste Botschaft der Nachkommen: „We are here“. Es bedeutet ihnen viel, dass sich Menschen ohne persönliche Verbindung der Aufgabe annehmen, die Erinnerung zu pflegen. Die Stolpersteine sind Grabsteine für jene, die kein Grab haben. Ihr Appell: „If you see something, say something.“ Wer auf Rassismus stoße, wehre sich. „Bad Homburg ist ein großartiges Vorbild.“

Von Martina Dreisbach

Die Fotos stammen von Rafael Herlich

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