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Weimar- und Buchenwaldfahrt 2017

Weimar- und Buchenwaldfahrt 2017

Am 10. und 11. Mai fand wieder die jährliche Weimar- und Buchenwaldfahrt statt. Die Schülerinnen und Schüler der Q2 und ihre Deutsch- und Geschichtslehrer trafen sich um 5:40 Uhr vor der Schule und fuhren verteilt auf drei Reisebusse nach Weimar. Dort angekommen begannen die ersten Deutschkurse mit der Besichtigung des Goethehauses. Ausgestattet mit Audioguides konnte jeder in seinem eigenen Tempo durch das Haus laufen. Dabei staunten wir über die vielen Räume, denen Goethe je nach ihrer Funktion eine bestimmte Farbe aus seinem Farbkreis zugeordnet hatte. Wir lernten, dass Goethe keineswegs nur Dichter war, sondern sich für viele Bereiche interessierte. So konnten wir neben einem Teil seiner Kunstsammlung auch seine Mineraliensammlung bestaunen. Da das Wetter sehr schön war, machten wir einen Abstecher in den Garten hinter dem Haus und erfuhren, dass dort zu Goethes Zeiten sogar Artischocken wuchsen. Anschließend erhielten wir eine Führung durch die Goetheausstellung im Nachbarhaus, wo wir Goethes Uniform und weitere Teile seiner Kunst- und Naturwissenschaftssammlungen gezeigt bekamen. Ein Highlight der Ausstellung war ein Computerprogramm, mit dem man nachschlagen konnte, ob, wie oft und an welchen Textstellen ein bestimmtes Substantiv in Goethes Drama „Faust“ vorkommt.

Nachdem wir schon so viel über Goethe gelernt hatten, begannen wir unsere selbstgestaltete Stadtführung. Wir besuchten verschiedene Orte wie das Schillerhaus, das Schiller-Goethe-Denkmal, das Bauhausmuseum, das Schloss, die Anna-Amalia-Bibliothek, das Weimarer Schloss und Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm. An jeder Station hielt eine Schülerin oder ein Schüler ein kurzes Referat, so dass wir an diesem Tag noch viel über Goethes Zeit, seine Weggefährten und Förderer hörten, aber auch über die Gründung der Weimarer Republik und Weimar zur Zeit des Nationalsozialismus.
Abends hatten wir Zeit, die Stadt zu erkunden. Wegen des schönen Wetters war besonders der Park sehr beliebt.

 

Am Donnerstag fuhren wir nach dem Frühstück mit den Bussen zur Gedenkstätte Buchenwald, die auf dem etwa 8 km von Weimar entfernten Ettersberg liegt. Auf dem Parkplatz angekommen waren viele von uns verwundert, da wir nur die gelbgestrichenen Häuser, die die Offiziere der SS bewohnt hatten, sehen konnten, nicht aber das eigentliche Konzentrationslager. In einem der Häuser sahen wir zuerst einen halbstündigen Film über die Geschichte des Lagers, in dem auch ehemalige Häftlinge zu Wort kamen, bevor wir, in Geschichtskurse aufgeteilt, mit dem Rundgang über das Gelände begannen. Vom Bahnhof bis zum Tor des Konzentrationslagers mit der höhnischen Aufschrift „Jedem das Seine“ gingen wir den Weg eines in Buchenwald ankommenden Häftlings nach. Anders als wir durften die Häftlinge auf diesem sogenannten Carachoweg nicht langsam gehen, sondern wurden ihn hinuntergetrieben und von den am Rand stehenden SS-Männern gequält. Wir erfuhren auch, weshalb die Uhr über dem Eingang zum Lagerbereich auf viertel nach drei steht: Sie zeigt die Zeit der Befreiung.

Insbesondere überraschte und erschreckte uns, dass es direkt neben dem Lager einen kleinen Zoo gegeben hatte, in dem die Tiere nach Anweisung des Lagerleiters gut und tierfreundlich behandelt werden sollten, während den Menschen nebenan schreckliches Leid zugefügt wurde.
Ebenfalls sehr bedrückend war die Besichtigung der Arrestzellen, in denen Häftlinge teilweise monatelang auf engstem Raum eingesperrt und gefoltert wurden. Einer von ihnen war der evangelische Pfarrer Paul Schneider, der sich bei einem Appell geweigert hatte, die Hakenkreuzfahne zu grüßen und deshalb bis zu seinem Tod über ein Jahr lang in eine der Zellen gesperrt wurde.

Die Gedenkstätte Buchenwald arbeitet mit der Vorstellungskraft ihrer Besucher. Auf dem Lagergelände stehen nur noch wenige Gebäude. Die Stellen, an denen die Baracken standen, sind nur angedeutet. Auch vom Kleinen Lager, in dem die Situation besonders schlecht war und besonders viele Menschen starben, ist nicht mehr viel zu sehen. Dort steht jetzt eine Gedenktafel.
Ein Gebäude, das noch steht, ist das Krematorium, in dem die Leichen der Häftlinge in großen Öfen verbrannt wurden und in dessen Keller die SS viele Menschen an Haken in der Wand erhängt oder durch eine Genickschussanlage tötete. Die nötigen Erklärungen zu diesem Ort bekamen wir vor dem Betreten des Krematoriums, so dass jeder still und für sich durch die Räume gehen konnte.

Nach dem Rundgang brauchten viele eine kurze Pause, bevor wir selbstständig die Ausstellung über das Lager besichtigen konnten. Dort waren sehr viele Exponate, wie zum Beispiel Kleider von Häftlingen oder Dokumente, über verschiedene Aufseher und Häftlinge ausgestellt. Es gab auch die Möglichkeit, sich hinzusetzen und über Kopfhörer die Geschichte einzelner Insassen und Zeitzeugen erzählt zu bekommen.

Nachmittags traf sich die gesamte Jahrgangsstufe zur Kranzniederlegung an der Gedenkplatte auf dem Appellplatz wieder. Die Platte ist auch im Winter immer 37 Grad warm und symbolisiert das Leben. Nach der Kranzniederlegung besuchten wir noch das auf der anderen Seite des Ettersberges gelegene Mahnmal aus der Zeit der DDR.
Auf der Treppe vor dem Glockenturm des Mahnmals machten wir noch ein Gruppenfoto, bevor wir die Heimreise antraten.

Die zwei Tage waren zwar insgesamt sehr anstrengend, aber auch außerordentlich lehrreich. Insbesondere der Tag in Buchenwald wird uns wohl noch lange beschäftigen und in Erinnerung bleiben.

Johanna Kaucher, Q2

 

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